Katzen-Versöhnung mit System

Wieder Annäherung wagen – Schritt für Schritt, mit System

Zwei Katzen mit Mensch, eine Katze sitzt hinter Gittertür, auf dem Boden liegt symbolisch der Clicker.

Nach einem heftigen Katzenstreit ist der Schock oft gross – doch mit einem klaren Plan, Geduld und der richtigen Begleitung kann eine Wiederannäherung gelingen. Dieser Beitrag zeigt, wie du Schritt für Schritt Vertrauen aufbaust.

Inhaltsverzeichnis

Wenn der Schock vorbei ist

Wenn du den Beitrag „Katzenstreit aus heiterem Himmel“ gelesen hast, kennst du die Geschichte: Eine harmonische Katzengruppe gerät plötzlich in einen heftigen Streit – ausgelöst durch einen lauten Knall und die daraus resultierende umgerichtete Aggression. Der Schock sitzt tief, die Angst ist gross: „Was, wenn das nie mehr gut wird?“

Doch die Halter gaben nicht auf. Statt vorschneller Trennung folgte ein klarer Plan – mit Ruhe, Struktur und fachlicher Begleitung.  Heute, einige Wochen später, zeigt sich: Eine Wiederannäherung ist möglich und kann – richtig durchgeführt – zu sehr schnellen Erfolgen führen. 

In diesem Beitrag erfährst du:

  • Warum „einfach wieder zusammenlassen“ selten funktioniert
  • Wie du die erste Begegnung sicher gestaltest
  • Welche Rolle Gittertüren und Clickertraining spielen
  • Warum Geduld und Kleinschrittigkeit entscheidend sind

Warum das „einfach wieder zusammenlassen“ meist scheitert.

Viele Halter*innen hören nach einer Eskalation gut gemeinte Tipps oder sie erinnern sich an einen solchen: „Lasst sie doch einfach wieder zusammen – sowas machen Katzen doch unter sich aus.“ Das Problem dabei:

  • Sitzt der Schreck eines solch ausgesprochen belastenden Erlebnisses noch in den Knochen, ist keine emotional neutrale Begegnung möglich.

  • Ohne emotional neutrale Gemütslage ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Situation erneut eskaliert. 

  • Die Lernerfahrung daraus ist entweder für beide Katzen, zumindest aber für die Unterlegene, dass die Mitkatze TATSÄCHLICH unberechenbar und ganz schrecklich ist. 

  • Jeder erneute Streit gräbt die Fronten tiefer – und die Hoffnung wird kleiner.

 

👉 Deshalb gilt: Wiederannäherung ja – aber nur Schritt für Schritt.

Wann kann "einfach wieder zusammenlassen" funktionieren?

Wenn beide Katzen gleich nach dem Vorfall getrennt wurden, wie im Beitrag „Katzenstreit aus heiterem Himmel“ unter „Erste Hilfe – Was du jetzt tun solltest“ beschrieben, bestehen gute Aussichten, dass sich die Katzen wieder vertragen. Dennoch kannst du als Halter*in die beiden noch unterstützen. Wie genau, sehen wir uns jetzt Schritt-für-Schritt an. 

Erste Begegnung nach dem Streit: So gelingt sie

Die erste Begegnung sollte NIE ohne deine Aufsicht stattfinden und immer die Möglichkeit beinhalten, den Kontakt im Notfall gleich wieder unterbrechen zu können – und dies ohne, dass du deine eigene Gesundheit riskierst! 

Wenn du eine Gittertür hast, holst du diese jetzt am besten raus und installierst sie. Genaueres zur Handhabung der Gittertür findest du weiter unten. 

Wenn du keine Gittertür hast, gestalte die Situation so, dass sich die Katzen aus einer möglichst grossen Distanz sehen können, wenn du die Tür öffnest. 

Warte mit der ersten Begegnung mindestens ein paar Stunden und leite sie nur dann ein, wenn beide Katzen – und auch du selbst – wirklich entspannt sind. 

Wenn du in dieser Situation eine der folgenden Verhaltensweisen beobachtest, brich die Übung umgehend ab und kontaktiere eine/n Katzenpsycholog*in oder Katzenverhaltensberater*in. 

  • Fauchen
  • Rückzug / Verstecken
  • Totales Ignorieren der Mitkatze
  • Desinteresse an der Situation
  • Knurren
  • Ununterbrochenes Anstarren länger als 2 Sekunden

 

Auch hier gilt wieder: Ruhe bewahren und Tür wieder schliessen. 

Bleiben beide Katzen gelassen? Dann kannst du einen Schritt weitergehen. 

Wenn du mit deinen Katzen schon Clickertraining machst, bestätige jeden freundlichen Schritt mit einem Click und dem gewohnten Verstärker. 

Was du NIE tun solltest: Eine Katze auf dem Arm halten und zur anderen hingehen. Dadurch bringst du BEIDE Katzen in eine für sie nachteilige Situation. Dies ist für eine Wiedervergesellschaftung nicht gerade hilfreich, und zudem gefährdest du deine eigene Gesundheit! 

Wenn die erste Begegnung scheitert - keine Panik!

Keine Sorge – das bedeutet nicht das Ende. Eine Katzenpsycholog*in oder Katzenverhaltensberater*in kann mit dir ein individuelles Konzept erarbeiten. Wenn du noch keine Berater*in kontaktiert hast, würde ich dir in dieser Situation ausdrücklich dazu raten, es jetzt zu tun. 

Abhängig von der Situation und deinen Möglichkeiten wird der/die Katzenpsycholog*in mit dir ein Konzept ausarbeiten, wie die Wiederannäherung deiner Katzen am besten gelingen und umgesetzt werden kann. 

Ein solches Konzept beinhaltet üblicherweise: 

  • Kontrollierte Begegnungen mit klarer Struktur
  • Begleitende Massnahmen zur Entspannung
  • Clickertraining oder sonstige Trainingsmethoden zum Verstärken positiver Kontakte
  • Ergänzt unter Umständen mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Zylkene oder Anxitane. 

Auch der Einsatz von Beruhigungsmedikamenten kann sinnvoll sein – diese solltest du jedoch nur in Absprache mit deinem Tierarzt geben. Der Einsatz von Medikamenten wird von vielen Halter*innen abgelehnt – „Meine Katzen sind doch keine Psychos!“ Diese Ablehnung ist nicht gerechtfertigt – denn wenn die Situation emotional sehr belastet ist, können sie u.U. die einzige Möglichkeit bieten, wie deine Katzen positive Erfahrungen miteinander machen können.  

In den meisten Fällen ist eine Gittertür ausgesprochen wertvoll – bitte lies hierzu den Abschnitt weiter unten. Da gehe ich konkret darauf ein, welche Eigenschaften eine solche Tür haben sollte und wie sie eingesetzt werden sollte und wie NICHT! 

Wenn’s „so lala“ läuft – wie du nachjustieren kannst

Egal, ob du auf „Das machen sie unter sich aus“ gesetzt hast und sich die Katzen arrangiert haben, oder ob du die beiden kontrolliert wieder zusammengebracht hast: Manchmal schwankt im Anschluss die Beziehung zwischen Freund und Feind und absoluter Funkstille. Auch in diesen Situationen kannst du als Halter*in noch viel bewegen, um die Beziehung deiner Katzen wieder auf Kurs „TOP“ zu bringen – vorausgesetzt natürlich, die Beziehung war zuvor top. 

Womit du hier am besten unterstützen kannst: 

  • Sorge für ausreichend Ausweich- und  Rückzugsmöglichkeiten für ALLE Katzen.
  • Vermeide, dass deine Katzen mit verunsichernden Situationen konfrontiert werden. (Besucher, Handwerker, Familienstreitereien, Hektik)
  • Sorge für ausreichend Auslastung
  • Verstärke gezielt gegenseitige freundliche Verhaltensweisen

Bitte wende dich an eine Katzenpsycholog*in oder Katzenverhaltensberater*in, die dich konkret bei der Wiederzusammenführung am besten unterstützen kann. 

Gittertüren – sichere Brücken zwischen verfeindeten Katzen

Eigenschaften einer Gittertür

Eine Gittertür sollte

  • den gesamten Türrahmen ausfüllen.
  • STABIL sein! 
  • unüberwindbar sein.
  • engmaschig genug sein, dass weder Kopf noch Pfoten durchreichen können. 
  • so installiert werden, dass die echte Tür trotzdem noch Platz hat. 
  • Ein umfunktioniertes Baby-Gitter KANN zwar funktionieren, aber nur, wenn ein stabiler Aufbau bis ganz oben möglich ist.  

So sollte eine Gittertür eingesetzt werden

Gittertüren sind ein wertvolles Hilfsmittel – aber nur, wenn sie korrekt verwendet werden.

❌ Häufiger Fehler: Gittertür im Türrahmen, echte Tür dauerhaft offen → Dauerstress!

✅ So geht’s richtig:

  • Die echte Tür bleibt geschlossen.
  • Geplante Begegnungen: Tür kurz öffnen, Blickkontakt ermöglichen, positiv verknüpfen.
  • Dauer: Anfangs nur 1–2 Minuten, je nach Stresslevel.
  • Danach: Tür wieder zu – Verarbeitungszeit für beide Katzen.

 

📌 Wichtig: Bei Konflikten, die schon sehr lange bestehen, oder bei denen es zu heftigen Auseinandersetzungen kommt, sollten die Katzen auch nach erfolgreicher Wiedervergesellschaftung nicht unbeaufsichtigt gemeinsam im Raum bleiben – zumindest in den ersten Wochen bis Monaten. 

Kleinschrittigkeit & Geduld: Die zwei Zauberwörter

Eine gelungene Wiederannäherung braucht:

  • Positive Erfahrungen auf Distanz (Türspalt, Gitter, gemeinsame Rituale)
  • Kurze, überwachte Begegnungen ohne Zwang
  • Schrittweise mehr Freiheit – solange beide Katzen entspannt bleiben

 

👉 Fehler passieren. Rückschritte sind kein Scheitern, sondern Teil des Prozesses.

Praxisbeispiel: Warum es bei meiner Kundenfamilie so gut geklappt hat

Bei meiner Kundenfamilie war die Situation so, dass die Katzengruppe bereits nach der ersten Nacht wieder vereint werden konnte. Und das, obwohl die Stressbelastung zumindest für die Kätzin enorm war. Was also haben sie richtig gemacht? 

Nach dem ersten Fehler – die Katzen das unter sich ausmachen zu wollen – haben sie die Katzen getrennt. 

Noch am gleichen Tag haben sie in Absprache mit dem Tierarzt allen Katzen ein Beruhigungsmedikament gegeben. Das hat es für die Katzen möglich gemacht, sich wirklich zu entspannen. 

Am Folgetag haben sie sich an eine Katzenpsycholog*in gewendet. Deren Rat, den Kater wegzugeben, haben sie nicht beherzigt, sondern die Gruppe wieder zusammengelassen. Dank dem Einfluss des Beruhigungsmedikamentes konnten die Katzen sich entspannt begegnen. 

Sie haben weiter nach Unterstützung gesucht und sind so an mich gelangt – zusammen haben wir das Beschäftigungsangebot optimiert und die Halter wissen nun, wie sie optimal reagieren, wenn es mal zu Reibereien unter den Katzen kommt. 

Zudem wurden alle Katzen auf Schmerzen untersucht, denn auch Schmerz hat einen enormen Einfluss auf die gegenseitigen Umgangsformen. Die Kätzin bekommt aktuell eine Behandlung mit  Schmerzmedikamenten und steht „unter Beobachtung“. 

Fazit: Ja, es geht – wenn du systematisch vorgehst

Eine Eskalation bedeutet nicht das Ende deiner Katzengruppe. Mit Geduld, Know-how, sinnvoller Beschäftigung und Hilfsmitteln wie Gittertüren lässt sich oft wieder Vertrauen aufbauen.

👉 Im nächsten Beitrag der Serie geht es um eine schwierige, aber ehrliche Frage: Und was, wenn es doch nicht klappt? – und was eine faire Umplatzierung in diesem Fall bedeuten kann.

🔗 Alle Teile dieser Serie im Überblick

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Katzenpsychologie Brigitte Richner
Brigitte Richner
zert. Katzenpsychologin.
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