Kratzmarkieren und Zerstörungswut bei Katzen

Kratzmarkieren und Zerstörungswut bei Katzen

Welche Botschaft steckt wirklich hinter dem "Zerstören" von Mobiliar?

Welche Botschaft steckt wirklich hinter dem "Zerstören" von Mobiliar?

Zerstörungswut und Kratzmarkieren bei Katzen

Wenn Katzen Möbel durch Kratzen markieren, Türrahmen bearbeiten oder scheinbar „ohne Grund“ Dinge beschädigen, taucht schnell ein grosses Wort auf: Zerstörungswut. Es klingt nach Absicht, nach Ärger, nach Trotz – und lässt viele Halterinnen und Halter ratlos, genervt oder sogar verletzt zurück.

Doch was, wenn hinter diesem Verhalten gar keine Wut steckt? Was, wenn deine Katze nicht „gegen dich“ handelt, sondern versucht, mit ihrer inneren Situation klarzukommen?

In diesem Beitrag schauen wir genauer hin. Wir trennen den Mythos der sogenannten Zerstörungswut von dem, was Katzen tatsächlich tun: kratzen, markieren, regulieren und innerartlich kommunizieren. Du erfährst, warum Kratzen ein völlig normales, sinnvolles Verhalten ist, welche „Botschaften“ dahinterstecken – und wie du diese Signale nutzen kannst, um das Zusammenleben mit deiner Katze entspannter und harmonischer zu gestalten.

Inhaltsverzeichnis

Zerstörungswut - Mythos und Realität

Zerstörungswut - Mythos und Realität

Warum das Wort "Zerstörungswut" irreführend ist

Kratzmarkieren und Zerstörungswut: Diese beiden Dinge werden oft synonym verwendet, sind jedoch klar zu unterscheiden. „Zerstörungswut“ gibt es bei Katzen so eigentlich nicht – aus Wut Dinge zu zerstören ist eher eine menschliche Disziplin (und vielleicht die mancher Primaten). In diesem Beitrag beleuchte ich also einerseits das, was oft wie Zerstörungswut aussieht und bezeichnet wird, und andererseits das Kratzmarkieren.

Was wie Wut aussieht, ist meist Langeweile oder Frustration

Was auf den ersten Blick wie „Zerstörungswut“ wirkt, hat bei Katzen in den allermeisten Fällen nichts mit Wut zu tun. Viel häufiger stecken Langeweile oder eine Unterforderung dahinter – oder beides gleichzeitig.

Katzen brauchen täglich eine Mischung aus körperlicher, geistiger und sozialer Auslastung. Fehlt davon etwas, entstehen zwei typische Reaktionen:

Die Katze sucht sich selbst Beschäftigung

Dann wird „selbst erfunden“, was im Moment spannend erscheint. Dabei kann auch mal etwas zu Bruch gehen. Erschreckt die Katze sich im gleichen Moment, gerät sie in Panik – und in diesem Chaos geht oft noch mehr kaputt.

Eine typische „Simon’s Cat“-Szene … aber keine Zerstörungswut.

Unterforderung führt zu Frustration – und die wird „abgekratzt“

Wird die Katze nicht ausreichend oder passend zu ihrer Persönlichkeit beschäftigt, baut sich innere Spannung auf. Diese zeigt sich häufig über verstärktes Kratzmarkieren, denn Kratzen hilft, Frust abzubauen und Stress zu regulieren.

Weitere Auslöser für Frustration und Stress

Nicht nur Unterforderung und Langeweile können dazu führen, dass Katzen Kratzverhalten als Ventil nutzen. Es gibt weitere Situationen, in denen sich Frust ansammelt – oft völlig unbemerkt.

Verunsicherung durch fehlende Orientierung

Katzen versuchen in der Regel kooperativ zu sein. Wenn deine Katze nicht versteht, was du von ihr möchtest, bietet sie dir verschiedene Verhaltensweisen an. Bleibt jede davon „erfolglos“ und es gibt keine klaren, für die Katze verständlichen Hinweise, erzeugt das Verunsicherung – und Verunsicherung macht Stress.

Wenn Belohnungslogik plötzlich „bricht“

Bekommt deine Katze üblicherweise ein Leckerli oder sonst etwas, wenn sie dich freundlich darum bittet, und du verweigerst es plötzlich ohne Erklärung oder Alternative, versteht sie die Welt nicht mehr. Für uns banal – für die Katze ein echter „Moment der Frustration“.

Ignorieren – oft gut gemeint, selten gut gemacht

Viele Halter*innen bekommen den Rat, bestimmte Aufforderungen der Katze einfach zu ignorieren. Das Problem: Ignorieren trifft Katzen emotional hart, vor allem, wenn zuvor auf Miauen reagiert wurde. Dieses Missverständnis gehört zu den häufigsten Auslösern für plötzliches Kratz- oder Urinmarkieren. Und nein – es ist kein „Trotz“.

(Zu diesem Thema erscheint bald ein eigener Blogbeitrag, denn hier gibt es ganz viel aufzuklären.)

Eingeschränkte Freiheit = Frust, nicht Trotz

Wenn eine Freigängerkatze aus irgendeinem Grund vorübergehend nicht raus darf, entsteht hochgradiger Stress. Das hat nichts mit Trotz zu tun – der Körper muss den inneren Druck physiologisch abbauen, sonst leidet der Organismus. Kratzen wird hier zur Entlastungsstrategie.

Überforderung durch zu hohe Erwartungen

Nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel kann frustrieren. Wenn eine Katze mit Reizen, Aufgaben oder Interaktionen konfrontiert wird, die sie (noch) nicht bewältigen kann, entsteht innerer Druck. Das kann sein:

  • zu intensives Spielen ohne Pausen,

  • Training, das zu schnell voranschreitet oder zu lange Trainingseinheiten,

  • zu viele neue Eindrücke auf einmal,

  • gut gemeinte, aber für die Katze stressige „Bespassung“.

Wie bei Kindern: Wenn es spät wird und sie eigentlich todmüde sind – drehen sie plötzlich auf. Nicht, weil sie so viel Energie haben, sondern weil das Nervensystem überladen ist.

Bei Katzen kann dieses „Aufdrehen“ ebenfalls ein Zeichen von Überforderung sein – und Kratzen dient dann als Ventil.

Fazit zur sogenannten „Zerstörungswut“

Zerstörungswut bei Katzen – so, wie wir Menschen sie verstehen – gibt es nicht. Was wir oft als „Wut“ interpretieren, ist in Wahrheit Frustrationsabbau. Und dieser geschieht nicht aus Trotz oder Böswilligkeit, sondern ist eine ganz natürliche körperliche Reaktion: Ein kleiner Tanz der Stresshormone im Körper deiner Katze möchte wieder zur Ruhe kommen.

Kratzen ist dabei eine der häufigsten Strategien, mit der Katzen überschüssige Spannung abbauen. Der Organismus reagiert – nicht der „Wille“ deiner Katze.

Das zu verstehen ist wichtig, denn es verändert den Blick von „Meine Katze macht das gegen mich“ hin zu

➡️ „Meine Katze versucht, mit ihrer Situation klarzukommen.“

Was beim Kratzmarkieren oft falsch interpretiert wird

Ja, Katzen können Gefühle wie Wut, Ärger oder Frust erleben. Aber sie zeigen sie nicht, indem sie „absichtlich etwas kaputt machen“. Wenn eine Katze wirklich wütend oder innerlich stark belastet ist, liegt fast immer ein zugrunde liegendes Bedürfnis oder ein Mangel an Optionen vor.

Manche Katzen ziehen sich dann komplett zurück, wirken „brav“, „unkompliziert“ oder „unauffällig“. Doch genau diese Katzen haben oft gelernt: „Aktiv sein lohnt sich nicht – es bringt nur Ärger.“ Das ist kein beneidenswertes „Chill-Leben“, sondern ein stilles Warnsignal.

Katzen, die sich sicher fühlen, zeigen Persönlichkeit, Neugier und Ausdruck. Wenn sie stattdessen zu „tapferen Funktionierern“ werden, verdient das unseren Blick – und unsere Unterstützung.

Kratzmarkieren verstehen

Wenn wir „Wut“ aus der Gleichung streichen, bleibt etwas Schönes übrig: ein völlig natürliches Verhalten, das Katzen hilft, sich sicher, gesehen und wohlzufühlen. Lass uns jetzt einen Blick darauf werfen, welche Botschaft im Kratzen wirklich steckt – und wie du sie für ein harmonisches Zusammenleben nutzen kannst.

Warum kratzen Katzen?

Beim Kratzen geht es nicht in erster Linie um die Krallenpflege – auch wenn das ein praktischer Nebeneffekt ist. Katzen kratzen vor allem, um zu kommunizieren. Und zwar nicht mit dir, sondern mit ihrer Umgebung und anderen Katzen.

Kratzen erfüllt gleich mehrere wichtige Funktionen:

  • Kommunikation nach aussen:
    Sichtbare Spuren signalisieren: „Hier bin ich zu Hause – oder zumindest oft unterwegs.“

  • Kommunikation über Duftstoffe:
    In den Ballen ihrer Pfoten sitzen Duftdrüsen. Beim Kratzen hinterlassen sie feine Geruchsspuren, die andere Katzen wahrnehmen – selbst wenn wir Menschen nichts riechen.

  • Emotionale Regulation & Wohlbefinden:
    Durch die körperliche Bewegung und die Dehnung beim Kratzen kann die Katze Stress abbauen und Spannungen lösen – ähnlich wie wir, wenn wir uns einmal richtig durchstrecken. 

Für Katzen sind diese Spuren Botschaften für andere Katzen – eine Mischung aus „Ich war hier“, „Das ist mein Bereich“ und manchmal auch „Hier fühle ich mich gerade unsicher, bitte Abstand“.

Was dabei wichtig ist: Kratzen hat nichts mit Trotz zu tun. Es ist ein völlig normales Ausdrucksverhalten, das soziale, territoriale und emotionale Funktionen erfüllt.

Was im Körper passiert, wenn Katzen kratzen

Bevor wir über Kratzbretter, Sisal & Co sprechen, lohnt sich ein Blick ins Innere – denn beim Kratzen passiert im Körper deiner Katze weit mehr, als man von aussen sieht.

Man kann es sich so vorstellen:

Ein Reiz – das kann innere Anspannung sein, aufgestaute Energie, ein Geruch oder die Markierung einer anderen Katze an einer Kratzstelle oder schlicht das Bedürfnis, „ein Zeichen zu setzen“ – wirkt im Katzengehirn wie ein kleiner Schlüssel, der das passende Schloss öffnet. Und zack!: Dahinter springen Hormone und Botenstoffe hervor, die sofort mit ihrer Arbeit beginnen. Ohne langes Nachdenken, ganz automatisch.
(So wie bei uns, wenn wir viel zu schnell auf einen Social-Media-Post reagieren, bevor der Kopf eingeschaltet hat 🙈).

Was passiert dann im Körper?

  • Stress aktiviert den Körper: Der Organismus stellt auf „Bereit für Handlung“ um – die Energie will genutzt werden.

  • Kratzen bietet ein Ventil: Durch das kräftige Strecken und Anspannen verschiedener Muskelgruppen kann diese innere Energie abgebaut werden – das Nervensystem reguliert sich wieder herunter.

  • Entspannung wird wieder möglich: Nach dem Kratzen fällt es vielen Katzen leichter, zur Ruhe zu kommen, sich zu putzen oder sich entspannt abzulegen.



Kurz gesagt: Kratzen ist für Katzen eine Art Mini-Reset, um innere Spannung loszuwerden – ganz ohne Meditationskissen.

Und falls du es noch nie ausprobiert hast: Streck dich das nächste Mal selbst richtig genüsslich durch, wenn du angespannt bist. Du wirst überrascht sein, wie gut das tut 😺

Wo Katzen am liebsten kratzen

Katzen wählen ihre Kratzstellen nicht zufällig. Sie hinterlassen ihre sicht- und riechbaren Botschaften dort, wo andere Katzen sie wahrnehmen können – wie kleine „Hinweisschilder“ im Revier.

Typische Lieblingsorte sind:

  • Übergänge und Durchgänge: z. B. Türen und Türzargen

  • Sichtachsen: Stellen, die vom Fenster, Balkon oder Flur aus gut einsehbar sind

  • Knotenpunkte im Zuhause: Orte, an denen man oft vorbeigeht oder an denen Wege sich kreuzen

👉 Kurz: exponierte Ecken und „Verkehrsknotenpunkte“ der Wohnung.

Bild links: Standort zentral in der Wohnung, an einer oft passierten Stelle. Bild rechts: Wie man sieht, wurde dieser Kratzpfosten schon intensiv genutzt. 

Wenn ein Möbelstück Kratzspuren trägt und du es an einen unauffälligeren Ort stellst, kann es passieren, dass genau an dieser neuen Stelle plötzlich gekratzt wird. Für deine Katze bedeutet die alte Spur nämlich: „Hier wurde schon markiert – das ist ein relevanter Ort!“ Also wird er wieder genutzt – auch wenn er jetzt ungünstig platziert ist.

Welche Materialien mögen Katzen zum Markieren?

Nicht jedes Material fühlt sich für Katzen gleich „richtig“ an. Sie bevorzugen in der Regel Oberflächen, auf denen ihre Spuren sichtbar und spürbar bleiben.

Besonders beliebt sind:

  • Kratzmöbel aus Karton
    Sie geben leicht nach, es entstehen feine Furchen – perfekt, um sichtbare Spuren zu hinterlassen. Kein Wunder also, dass Kratzmöbel aus Karton bei vielen Katzen hoch im Kurs stehen.

  • Stoffe, aus denen sich Fäden ziehen lassen
    Für uns Menschen ein kleiner Albtraum, für Katzen ein Jackpot: Sie können sofort erkennen (und fühlen), dass ihre Markierung Wirkung zeigt.

  • Kokosfaser-Türmatten – oft ein Geheimtipp! Viele Katzen lieben das faserige, nachgebende Material und nutzen es begeistert als Kratzfläche.

 

Und dann gibt es da noch Sisal – den Klassiker unter den Kratzmöbeln. Aus menschlicher Sicht total logisch: langlebig, robust, optisch oft etwas „wohnzimmertauglicher“. Aus Katzensicht hingegen… na ja. Die Kratzspuren sind weniger deutlich sichtbar, was den eigentlichen Zweck – Kommunikation – ein wenig ausbremst.

Das heisst aber nicht, dass Sisal tabu ist. Eine Mischung verschiedener Materialien ist oft ideal. Entscheidend ist letztendlich, ob deine Katze die Kratzstelle auch benutzt. 

Auch Sisal kann gut geeignet sein. Dieser hier stand mal gut exponiert in Raumrichtung. 

Intensiv genutztes Karton-Sofa für Katzen – Kratzen erlaubt und beliebt! 

Lösungen für den Alltag

Lösungen für den Alltag

Finde heraus, wo DEINE Katze kratzen möchte

Wenn eine Katze neu einzieht, möchten viele Menschen alles „richtig“ vorbereiten. Was aber oft passiert: Man kauft einen wunderschönen Kratzbaum – und die Katze nutzt ihn nicht, weil er schlicht am falschen Ort steht.

Mit einem kleinen Vorbereitungstrick kannst du herausfinden, wo deine Katze später mit grosser Wahrscheinlichkeit kratzen möchte, ohne in mehrere vielleicht teure Kratzmöbel investieren zu müssen.

So geht’s:

✅ Schaffe „potenzielle Kratzstellen“ – bevor die Katze einzieht


Platziere an mehreren strategischen Orten ein Stück Karton, Wellpappe oder eine kleine Kratzmatte. Achte dabei besonders auf typische Kratz-Hotspots (siehe Kapitel „Wo Katzen am liebsten kratzen“):
– Nähe von Türen und Durchgängen
– Ecken und Kreuzungspunkte
– Plätze mit Sicht nach draussen
– In der Nähe von deinem Aufenthaltsbereich

📍 Sobald deine Katze eingezogen ist, wird sie vermutlich an einigen dieser Stellen schnuppern, sich recken und – wenn es passt – erste Spuren hinterlassen.

🔍 Dort, wo Spuren auftauchen → lohnt es sich, später dauerhaft Kratzmöglichkeiten einzurichten. So musst du nicht raten oder teure Fehlkäufe tätigen.

😺 Hinweis: Es gibt Katzen, die horizontale Ebenen bevorzugen. Ein „liegendes“ Kratzangebot auf dem Boden kann also nicht schaden. Das schont auch eventuell vorhandene Teppiche. 

Wie du deine Möbel schützt

Ich war schon immer der Meinung: In einer Wohnung, wo gelebt wird, sollen auch Spuren ihrer Bewohner sichtbar sein sollen. Kaum etwas ist irritierender als in einem Haushalt mit Kindern keine Spielzeuge oder Malstifte in den allgemeinen Wohnräumen zu entdecken. Dasselbe gilt auch für Haushalte mit Haustieren.

  • Der allerbeste Schutz vor unerwünschten Kratzspuren an deiner Einrichtung ist, deiner Katze an passenden Stellen legale Kratzmöglichkeiten zu bieten.

  • Ein passender Kratzbaum an der richtigen Stelle kann schon viel bewirken. Worauf du bei einem Kratzbaum achten solltest, findest du im Beitrag „Der perfekte Kratzbaum: Tipps zur Auswahl, Platzierung und Nutzung„. 

  • Achte auf die Materialien, die deine Katze zum Kratzen bevorzugt. Wenn dies weiche Stoffe sind, biete ihr legale Stellen aus Stoffen anstatt zum Beispiel aus Sisal.

  • Mach dir bewusst, dass deine Katze Mitbewohnerin deiner Wohnung ist. Teure Vorhänge oder Teppiche, die unangetastet bleiben sollen, sind in einer Katzenwohnung im Grunde genommen unpassend.

So verhinderst du Kratzen aus Frustration

Kratzen aus Frustration entsteht selten „einfach so“. Es ist meist ein Zeichen dafür, dass wichtige Bedürfnisse wie soziale Interaktion, Ruhe, mentale Auslastung oder Harmonie in der Katzen-WG nicht erfüllt sind. Eine Katze, die sich sicher, gehört und beschäftigt fühlt, braucht kein Ventil, um Frust abzubauen – und genau das kannst du ihr schenken.

  • Sorge für ausreichend artgerechte Beschäftigung, die auch wirklich zur PERSÖNLICHKEIT DEINER Katze passt.

  • Sorge für ein friedliches Zusammenleben im Mehrkatzenhaushalt.

  • Schenk ihr die Aufmerksamkeit, die sie braucht, BEVOR sie frustriert ist – sie hat vielleicht den ganzen Tag sehnsüchtig auf diesen Moment mit dir gewartet. 

Kratzverhalten auf legale Orte umlenken

Wenn sich deine Katze bereits ihre Lieblingskratzstellen gesucht und gefunden hat, du aber nicht möchtest, dass sie dort markiert, kannst du das deiner Katze beibringen. 

  • Richte deiner Katze direkt neben der Stelle ihrer Wahl eine legale Kratzstelle ein, die möglichst viele Eigenschaften der Stelle ihrer Wahl vereint.

  • Fordere deine Katze dazu auf, die neue Kratzstelle zu benutzen und wenn sie es tut: Lobe sie und zeige Freude*.
     
  • Wenn deine Katze die neue Kratzstelle von sich aus benutzt, gilt ebenfalls: Lobe sie und reagiere freudig.*
     
  • Wenn deine Katze die alte Kratzstelle benutzt, reagiere nicht darauf. Fordere sie jedoch nach dem Kratzen gerne dazu auf, die neue Stelle zu benutzen. 

*Lob und freundliche Ansprache ist im Falle von Kratzmarkieren in den allermeisten Fällen effektiver als Leckerli, um das gewünschte Verhalten zu fördern, bzw. verstärken. Denn wenn eine Katze kratzt, steht Futter selten gerade hoch im Kurs bei ihr. Aber du darfst natürlich auch das versuchen. 

Natürlich kannst du deine Möbel bis zur Umgewöhnung schützen. Oft werden dicke Plastikabdeckungen empfohlen oder gar Alufolie – Dinge, die deine Katze unangenehm findet. Meiner Erfahrung nach ist jedoch eine dicke Decke (z.B. ein klassischer, gefütterter Bettüberwurf) effektiver und sinnvoller – und auch für dich angenehmer.

Um Türzargen, Fensterrahmen oder derartige Stellen zu schützen, ist tatsächlich die neue, legale Kratzmöglichkeit direkt davor der beste Schutz. 

Wieviel Kratzen ist normal - und ab wann solltest du hinsehen?

Wäre Kratzen eine Sprache, würden Katzen damit sagen: „Das hier ist meins, ich war hier – und übrigens, ich fühle mich gerade so und so.“ Wie oft sie „sprechen“, hängt stark von ihrer Umgebung, ihren Emotionen und ihrem Sicherheitsgefühl ab.

In Umgebungen mit vielen fremden Katzen ist häufigeres Kratzen eher normal – sind nur wenige Katzen in der Umgebung unterwegs, besteht meist weniger Kratzmarkier-Bedarf. Behalte aber immer auch das restliche Wohlbefinden deiner Katze im Blick – sehr häufiges Kratzmarkieren kann ein Hinweis darauf sein, dass sie sich in ihrer Umgebung nicht behaglich fühlt.

Es lässt sich also festhalten: Eine pauschale Antwort gibt es – wie so oft beim Katzenverhalten – leider nicht. Aber es gibt klare Hinweise, an denen du erkennen kannst, wann Kratzen noch völlig normal ist und wann du das Kratzverhalten deiner Katze als Alarmzeichen wahrnehmen und sie unterstützen solltest.

Woran erkennst du Stressabbau beim Kratzmarkieren?

😺 Wird oft im Anschluss gegähnt? Das ist ein Hinweis auf Stressabbau. Hier lohnt sich ein genaueres Betrachten der Lebensumstände deiner Katze. 

🐾 Folgt im Anschluss an das Kratzen eine Attacke auf die Mitkatze? Auch wenn dies zu einem Spiel führt, kann es ein Zeichen sein für Frustration. Entweder, es steht um die Beziehung der beiden nicht zum Besten oder deiner Katze fehlt eine adäquatere Beschäftigungsmöglichkeit. 

Folgen im Anschluss die «wilden fünf Minuten»? Schaff ihr den Raum, diese auszuleben. Bitte NICHT unterbrechen. Passiert dies jedoch mehrfach täglich: Hinterfrage die Lebenssituation deiner Katze. 

Fazit

Kratzen ist kein Fehlverhalten, das „abgestellt“ werden muss. Es ist innerartliche Sprache, Regulation und Bedürfnis in einem. Wenn wir beginnen, Kratzmarkieren nicht mehr als Störung, sondern als Information zu betrachten, verändert sich unser Blick auf die Katze – und auf uns selbst im Zusammenleben mit ihr.

Statt zu fragen: „Wie bringe ich meine Katze dazu, damit aufzuhören?“ dürfen wir fragen: „Welche Information kann ich dem Kratzverhalten meiner Katze entnehmen – und wie kann ich sie dadurch unterstützen?“

Je besser wir die Zusammenhänge zwischen Umgebung, Emotionen und Kratzverhalten verstehen, desto leichter wird es, Lösungen zu finden, die für beide Seiten funktionieren: für die Katze – und für die Menschen, die mit ihr leben.

Und genau hier beginnt echtes Miteinander.

Wenn du eines aus diesem Beitrag mitnimmst, dann dies:

Wohnungen in Instagram-tauglichem Design waren gestern! Heute gilt: Das schönste Dekor in einer Wohnung ist eine glückliche und zufriedene Katze!

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Katzenpsychologie Brigitte Richner
Brigitte Richner
zert. Katzenpsychologin.
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