Wenn Katzen größer wären… würden sie uns fressen?

Ein Gedankenexperiment mit Schnurrhaaren und Sozialverhalten

Wenn Katzen grösser wären als Menschen

Katzen sind Jäger, Hunde sind sozial – oder? Warum das nur die halbe Wahrheit ist und wie wichtig die Sozialisierung für eine gute Mensch-Tier-Beziehung wirklich ist.

Inhaltsverzeichnis

Es gibt dieses Zitat, das immer wieder die Runde macht – mal als Scherz, mal mit ernstem Unterton:

„Wenn Katzen größer wären als wir, würden sie uns fressen.“

Oft wird es Konrad Lorenz zugeschrieben, dem bekannten Verhaltensforscher – ein echtes Belegzitat gibt es allerdings nicht. Trotzdem hält sich die Aussage hartnäckig in der öffentlichen Vorstellung – und das hat vielleicht einen guten Grund.

Denn: Katzen sind – ganz objektiv betrachtet – Jäger durch und durch. Und wir Menschen? In der natürlichen Nahrungskette wären wir wohl eher selten an der Spitze gelandet, wenn wir nicht irgendwann gelernt hätten, Werkzeuge zu bauen, Feuer zu machen – und Tiere zu streicheln, damit sie uns nicht auffressen.

Aber Moment mal: Würde das wirklich passieren?
Wären Katzen tatsächlich gefährlich für uns – wenn sie größer wären?
Und wie sieht das eigentlich bei Hunden aus?

Der entscheidende Faktor: Sozialisation

Was viele nicht bedenken: Die Beziehung zwischen Mensch und Tier beruht nicht auf einem angeborenen Sinn für Freundschaft, sondern ganz wesentlich auf Sozialisation. Das heißt: Tiere, die früh lernen, dass der Mensch kein Feind und keine Beute ist, können ihn als Sozialpartner akzeptieren – oder zumindest als Nahrungsquelle mit Dosenöffnerfunktion.

Bei Hunden ist dieses Verhalten besonders ausgeprägt, weil sie von Natur aus soziale Rudeltiere sind. Kooperation, Hierarchie und gegenseitiges Lernen sind Teil ihres Instinktrepertoires. Katzen dagegen sind Einzeljäger – ihre soziale Bindungsfähigkeit ist zwar da, aber sie funktioniert ganz anders. Ihr „Bindungsverhalten“ ist subtiler, weniger unterwürfig – und oft sehr individuell.

Doch unabhängig von Art und Charakter gilt: Ohne frühzeitige Sozialisation, also ohne positive Erfahrungen mit dem Menschen, würden sowohl Katzen als auch Hunde den Menschen nicht als Partner wahrnehmenVielleicht als fremdartiges Tier. Vielleicht als Gefahr. Oder – und jetzt wird’s spannend – als potenzielle Beute.

Das große „Was wäre, wenn…?“

Stellen wir uns also vor, Katzen wären drei Meter lang, 400 Kilo schwer – und hätten uns nie als Menschlein auf dem Sofa erlebt. Keine Kuscheldecken, kein Nassfutter, keine Spielmäuse mit Glöckchen. Wären wir für so ein Tier mehr als eine große, zappelnde Proteinquelle?

Die Wahrheit ist: Sehr wahrscheinlich nichtDenn Größe, angeborenes Jagdverhalten und fehlende Bindung wären in dieser Kombination eine recht gefährliche Mischung.

Aber bevor das Hunde-Lager jetzt schadenfroh grinst:
Auch Hunde, die keine Menschen kennen, zeigen Beuteverhalten – besonders bei kleinen, verletzlichen, sich hektisch bewegenden Lebewesen. Der Unterschied ist nur: Hunde sind eher daran interessiert, im Rudel zu kooperieren. Doch auch das setzt eine gewisse Prägung voraus.

Wer hier wen domestiziert hat

Ein gern übersehener Punkt ist auch: Katzen sind nur halb domestiziert. Sie haben sich in gewisser Weise selbst dem Menschen angenähert – weil es Futter, Wärme und Mäuse gab. Doch sie haben nie ihre völlige Unabhängigkeit aufgegeben. Sie waren immer auf sich selbst gestellt, blieben eigenständig und dadurch auch – im besten Sinne – geheimnisvoll.

Hunde hingegen wurden aktiv gezüchtet und angepasst. Ihre „Funktion“ beim Menschen war oft klar definiert: Hüten, Jagen, Bewachen, Apportieren. Der „Arbeitsvertrag“ von Katzen sah ganz anders aus: Jage Mäuse und du darfst bleiben. 

Fazit: Zum Glück sind sie klein – und wir nett

Ob Katze oder Hund – ohne die richtigen Voraussetzungen könnten auch wir im falschen Kontext zur Beute werden. Und das gälte insbesondere natürlich, wenn wir so gross wie eine Maus wären. Aber zum Glück für uns sind wir das nicht und wir leben in einer Welt, in der die meisten unserer Tiere früh den Umgang mit Menschen lernen und gemeinsame Kuscheleinheiten häufiger vorkommen als Jagdszenen.

Also, lehnen wir uns zurück, kraulen ein pelziges Ohr – und sind dankbar, dass die Natur keine 300-Kilo-Hauskatzen vorgesehen hat.

Denn – so leid es mir tut, das zu berichten: Abends auf dem Sofa liegend wäre es vermutlich nicht Kraulen, was als nächstes passiert. 

PS: Dieser Beitrag versteht sich als liebevolles Gedankenspiel. Hunde wie Katzen sind faszinierende Wesen – und in ihrer Beziehung zum Menschen mindestens so einzigartig wie wir zu ihnen. Egal ob mit Schnurrhaaren oder Schlappohren: Sie machen unser Leben einfach besser.

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Katzenpsychologie Brigitte Richner
Brigitte Richner
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